Karosserievarianten
Die Karosserievarianten des Mercedes W123
Neben der Limousine präsentierte die Daimler-Benz AG in den Jahren 1977 und 1978 noch drei weitere Karosserievarianten, so dass die Kundschaft zwischen insgesamt vier Ausführungen wählen konnte.
- Limousine
- Coupé
- T-Limousine
- Limousine langer Radstand
Limousinen wurden damals von der Kundschaft als Standardversion angesehen, entsprechend wurden fast 90% aller 123er als Limousine produziert.
Mercedes W123 Limousine
Die viertürige Standardvariante der Baureihe 123, im Daimler-Jargon „Innenlenker“ genannte Limousine, erfuhr im Vergleich zum Vorgänger keine bahnbrechenden Änderungen.
Die Entwickler leisteten in erster Linie Detailarbeit im Bereich Sicherheit und Ausstattung. Während der Bauzeit des W123 wurden Neuerungen wie ABS, Airbag und Gurtstraffer eingeführt. Abgesehen davon übernahm man zahlreiche Sonderausstattungen in die Baureihe, die speziell für dieses Modell angepasst wurden. Extras wie Klimaautomatik und Autotelefon wurden soweit modifiziert, dass sie weitestgehend in das Innenraumdesign integriert waren.
Im Gegensatz zum Vorgängermodell hatte man beim W123 eine weniger strikte Trennung zwischen den Vier- und Sechszylindermodellen vorgesehen. Es wurde bei der Präsentation folgende Einteilung festgelegt: Die Varianten 200, 230 und 250 sowie 200D, 220D, 240D und 300D waren alle identisch ausgestattet. Sie erhielten die runden Doppelscheinwerfer, schwarze Stoßstangenecken und Leisten unter den Rückleuchten, auch die Lüftungsgitter vor der Windschutzscheibe waren in schwarzem Kunststoff ausgeführt. Die beiden Modelle mit dem 2,8-Liter Sechszylinder hingegen, wurden sowohl im inneren als auch im äußeren Erscheinungsbild aufgewertet:
Rechteck-Halogenscheinwerfer, durchgehend verchromte Stoßstangen sowie besagte Lüftungsgitter und Heckleuchtenzierleisten mit Chromaufsatz stellten eine größere optische Ähnlichkeit zu den großen S-Klasse-Limousinen her.
Bei der Inneneinrichtung griff man auf andere Polsterdesigns, in Ausstattungsfarbe abgedeckte Türrahmen und den vorsichtigen Einsatz von Edelholzteilen (anfangs nur ein Streifen in der Armaturentafel, später auch die Mittelkonsole) zurück. Dazu kam eine geringfügig erweiterte Serienausstattung, neben Servolenkung und breiteren Rädern, spendierte man den Kunden der Topversionen noch eine Fondraumleuchte, und eine Sitzhöhenverstellung. Damals gab es beim Kauf eines Fahrzeuges aus dem Hause Daimler im Gegensatz zu heute nichts geschenkt. Auch beim Topmodell musste man bei der Neuwagenbestellung noch lange in der Sonderausstattungsliste stöbern, damit das Fahrzeug am Ende nicht als „Buchhalter“ gescholten wurde!
Heute selbstverständliche Dinge kosteten damals richtig viel Geld und waren auch bei anderen Herstellern nur gegen Aufpreis oder gar nicht erhältlich – elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Automatikgetriebe oder ein Schiebedach kosteten mehrere Tausend DM, aber auch ein Radio mit Antenne, die Zentralverriegelung, die Armlehne vorne oder ein Drehzahlmesser mussten extra bestellt und bezahlt werden.
Mercedes-Benz 123 Coupé – C123
Typen 230C, 230CE, 280C und 280CE
Etwa ein Jahr nach der Präsentation der Limousine erblickte als Nachfolger der „Strichacht-Coupés ein neuer Zweitürer auf Basis der neuen Mittelklasse das Licht der Welt. Das Design geriet im Vergleich zum Vorgänger wesentlich gefälliger, da man trotz höheren Produktionsaufwands den Radstand im Vergleich zur Normallimousine um 85 mm gekürzt hatte. Dadurch erzielte man in Verbindung mit den stärker geneigten Scheiben und dem niedrigeren Dachaufbau sehr harmonische Proportionen.
Ungewöhnlich waren für die damalige Zeit auf jeden Fall die angebotenen Motorvarianten. Anfang der Siebziger Jahre gab es beim Vorgängermodell, welches zeitlebens nur mit Sechszylinder-Maschinen angeboten wurde, Bestrebungen, zusätzlich den 4,5-Liter-V8-Motor aus SL und S-Klasse mit in das Lieferprogramm aufzunehmen. Obwohl diese Überlegungen schon sehr weit vorangeschritten waren, stellte man den C123 neben dem bekannten 2,8-Liter-Doppelnockenwellenmotor plötzlich einen eher raubeinigen 2,3-Liter-Vierzylinder-Vergasermotor an die Seite.
Der historisch logischere und in der Fachpresse bereits angekündigte sechszylindrige 250C verschwand kommentarlos in der Versenkung. Rückblickend war das sicher keine schlechte Entscheidung, denn sowohl der 230C als auch der 1980 vorgestellte 230CE verkauften sich hervorragend – offenbar legte ein großer Teil der Käufer der Coupé-Modelle keinen gesteigerten Wert auf sportliche Fahrleistungen.
Sämtliche Coupés entsprachen in ihrer Ausstattung den höherwertigen Limousinen-Varianten 280 und 280E, das bedeutet Stoßstangen mit verchromten Eckstücken, Zusätzliche Zierleisten innen und außen sowie Rechteckscheinwerfer. Die Inneneinrichtung wurde durch die bis September 1979 ausschließlich im Coupé verwendeten Edelholzblenden in Walnuß-Wurzelholz deutlich hervorgehoben. Nach der ersten Modellpflege wurde hier allerdings nur noch das auch in den 280er-Limousinen verwendete Zebrano-Holz eingebaut. Ein zusätzliches und außergewöhnliches Detail der Coupé-Modelle ist die automatische Verriegelung der Vordersitzlehnen mittels einer Unterdrucksteuerung. Bei laufendem Motor und geschlossenen Türen sind die Lehnen gegen Vorklappen gesichert. Wird der Motor abgestellt oder eine Tür geöffnet, wird die Verriegelung freigegeben.
Mercedes-Benz 123 T-Limousine – S123
Mit der 5-türigen Limousine der Baureihe 123 spielte Daimler-Benz seinerzeit, zumindest was den Zeitgeist anbelangt, eine Vorreiterrolle. Die „T-Modelle“ waren die ersten Fahrzeuge der später weitverbreiteten Gattung der Lifestyle-Kombis für Freizeit und Familie. Während die damals von der Konkurrenz angebotenen „Kombis“ fast ausschließlich als Nutzfahrzeuge für Gewerbetreibende konstruiert und auch entsprechend dürftig ausgestattet waren, wollte man sich im Hause Daimler-Benz bewusst von diesem Handwerker-Image distanzieren.
In entsprechenden Veröffentlichungen wurde das Wort „Kombi“ vermieden und stattdessen die Begriffe „T-Modell“ bzw. „T-Limousine“ verwendet. Das „T“ sollte hierbei für „Touristik und Transport“ stehen. Bezeichnend für die gehobene Stellung der T-Limousine war, dass der 280TE und später auch der 300TD Turbodiesel das teuerste Modell der ganzen Baureihe darstellte.
Bei Mercedes konnte man schließlich auch das T-Modell mit sündhaft teurem Veloursteppich im Laderaum ordern, während man bei der „Konkurrenz“ von Opel und Ford meistens nacktes Blech oder höchstens einen Bodenbelag aus Gummi vorfand. Schon bei der vorherigen Baureihe W115 hatte man einen Kombi bis zur Serienreife entwickelt, sich aber dann letztendlich doch gegen eine Produktion entschlossen. In der Ausstattung unterscheiden sich die T-Modelle von den Limousinen und Coupés hauptsächlich durch den serienmäßigen Einbau einer Niveauregulierung, die ein Absacken des Hecks bei beladenem Fahrzeug verhindert.
Bei der Ausführung 280TE und 300TD Turbodiesel wurde zwar die Innenausstattung den 2,8-Liter-Limousinen angepasst, nicht aber das äußere Erscheinungsbild – mit Ausnahme der verchromten Lüftungsgitter unter den Scheibenwischern sowie den Rechteckscheinwerfern.
Mercedes 123 Limousine langer Randstand – V123
Wie schon bei den beiden Vorgängerbaureihen W110 („Heckflosse“) und W114/115 („Strichacht“) wurde von der Baureihe 123 eine Sonderausführung der Limousine mit verlängertem Radstand angeboten. Die Produktion begann im August 1977 und beschränkte sich auf die Varianten 240D, 300D und 250. Auch hier hatte man im Hause Daimler-Benz anscheinend Probleme mit einer passenden Produktbezeichnung. Anfangs wurden die Fahrzeuge in den Prospekten beispielsweise mit „300D 7-8 Sitze“ betitelt, wogegen man später zu „300D langer Radstand“ überging. Etwas einprägsamer wären hier sicher „300D lang“ oder 300D Pullman“ gewesen, aber dazu mochte man sich in der Marketingabteilung offensichtlich nicht durchringen.
Die geringen Verkaufszahlen waren sicher nicht die Daseinsberechtigung dieser Modellvariante. Vielmehr bildete die „Langlimousine“ wie bei den Vorgängern die Grundlage für Aufbauten als Krankenwagen und Bestattungsfahrzeuge.
Die Daimler-Benz AG war jedoch bereits seit 3 Modellgenerationen der einzige Fahrzeughersteller, der ab Werk entsprechende Teilkarosserien mit verlängertem Radstand anbieten konnte, was sich in den genannten Gewerbezweigen in einem sehr hohen Marktanteil niederschlug.
Im Vergleich zu den „Normallimousinen“ gab es kaum nennenswerte Unterschiede in der technischen und optischen Ausstattung. Jedoch sollten größere 15-Zoll-Räder und die serienmäßige Niveauregulierung dafür sorgen, dass die Fahrzeuge beim Überfahren von hohen Bodenwellen nicht in der Mitte aufsetzten. Besonders begehrt war diese Modellvariante hauptsächlich im diplomatischen Dienst, oder bei Hotels für den Hol- und Bringdienst zum nächsten Bahnhof oder Flughafen.